Wir haben heute als Notfall ein 13 Wochen junges Spitzmädchen aufgenommen. Die Kleine ist die letzte von 9 Welpen und sollte jetzt weg, "egal wie". Angeblich sind beide Eltern reinrassige Spitze.
Ausserdem suchen wir natürlich für die Kleine ein gutes, ihrem Charakter entsprechendes Zuhause, nicht als Hof-, sondern als Familienhund. Sie ist seeeehr schlecht sozialisiert, eher eigentlich gar nicht, sie lebte bisher mit ihren Eltern und Geschwistern in der Scheune und auf dem Hof, kennt weder Leine noch Halsband, die Ernährung war mehr als mangelhaft (irgendwelches Futter mit Essensresten). Die Kleine ist handscheu, da bisher eine Hand von oben nur grabschen oder Schläge bedeutete, allerdings ist sie auch recht neugierig und aufgeschlossen und zeigte bei uns nach anfänglicher Panik doch ein schnelles "Auftauen" Sie ist nun bei uns, unsere Tierärztin hatte uns auf den Fall aufmerksam gemacht, daher ist die Kleine wenigstens immer entwurmt worden und heute haben wir auch die erste Impfung veranlasst. Bei uns hat sie Gelegenheit, das Leben mit Hunden, Katzen, freilaufendem Geflügel sowie Eseln und Ponys kennenzulernen. Außerdem werden wir uns bemühen, sie so schnell wie möglich stubenrein zu bekommen und ihr die Möglichkeit geben, Treppen, Autos, Staubsauger und ähnliches noch kennenzulernen - eben alles, was ein moderner Hund so kennen sollte. Wir wohnen genau auf der Hälfte zwischen Berlin und Hamburg, in der Nähe der A24.
Amelies Pflegemutter schreibt uns: Sie ist ein ganz kluges Mädchen denn sie hat schon viele Dinge in kurzer Zeit gelernt:
daß Stubenreinheit eine Tugend ist, für die man gelobt wird........ daß das Monster Staubsauger keine kleinen Hundemädchen frisst ....... daß man Hühner nicht verbellen und jagen darf ........ daß große Ponys nix tun, wenn man sie nicht von hinten anbellt ......... daß man eine Treppe dauernd raufrennen kann, schließlich gibt es einen zweibeinigen Lift nach unten ........ Autos am Zaun und vorm Tor sind nicht ganz so schrecklich wie sie aussehen - auf dem Hof aber schon.
Grosses Hobby von ihr: im Matsch spielen und Pfützen totbeissen (und die eigene Hundedecke ermorden )
P.S. Die leicht verschobenen Proportionen liegen am Bildverkleinerer, nicht an Amelie
Neue Fotos gibt es nicht, aber einen Bericht der Pflegemutter, wie Amelie sich weiter entwickelt:
Amelie ist ein wirklich kluges Mädchen !!! Mittlerweile braucht sie auch keinen zweibeinigen Lift mehr, sie läuft Treppen jetzt ganz alleine rauf und runter - egal ob hier zuhause oder am Bahnhof in der grossen Stadt
Das mit der Stubenreinheit klappt soweit auch schon super.... leider stellt sie sich schweigend an die Haustür - und wer das nicht schnell genug merkt, darf putzen
Wir haben ihr ein kleines Geschirr gekauft und sie geht schon ganz gut damit und mit der Leine um - sieht zwar manchmal noch nicht so ganz professionell aus, aber wir üben ja.....
Heute war sie mit bei den gaaaanz grossen Pferden und hat es super gemeistert - vorsichtig Abstand gehalten ohne Herrchen aus den Augen zu verlieren .... und ein paar hundert Meter ist sie auch mit am Rad gelaufen.
Vor zwei Tagen musste ich sie mit nach Berlin nehmen ..... ich will ja nicht behaupten, daß sie nun absolut großstadtfest ist - aber sie hat diesen Stress erstaunlich gut verarbeitet und unheimlich viel Sicherheit gewonnen. Interessanterweise hat sie auch in echt stressigen Situationen eine riesengrosse Klappe : sie hat in einem kleine Park kurzerhand Kinderwagen, Radfahrer und fremde Männer angeknurrt und aus ihrere Sicht mit dieser Taktik einen grossen Erfolg gehabt : all diese schrecklichen Dinge haben sich nach ihrem furchterregendem Geknurre wieder aus ihrem Gesichtsfeld begeben. An Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht, ein bißchen (Spitz)-Erfahrung in der neuen Familie kann daher bestimmt nicht schaden.