Nun ist es also amtlich, Finn ist weder unerzogen, frech noch sonstwas, er ist schwer krank.
Letzten Dienstag hatten wir Besuch von einer Tierarztin und Verhaltenstherapeutin... Mitunter mehrfach tgl mußte ich mir anhören, das gewisse Verhaltensweisen von Finn- insbesondere die Situationen draussen- Erziehungsdefizite wären und sowieso wäre er vollkommen unmöglich, bestenfalls hieß es eben- jaja, typisch Spitz Manch Mitbürger brachte mich gar bald soweit, das ich ihnen am liebsten so richtig eine mitten ins Gesicht verpasst hätte.
Aber intuitiv hatte ich all die Monate über Recht- Finn zeigt kein ungewünschtes, abtrainierbares Verhalten, sondern er ist schlicht schwer krank. Die Botenstoffe des Gehirns spielen sozusagen alle verrückt, er leidet am Pica Syndrom und an Epilepsie- Zusammenhänge sind definitiv gegeben aber das positive ist- man kann ihm medikamentös helfen! Nächsten Dienstag wird Finn abschliessend nochmal genaustens neurologisch untersucht, auch Fr. Dr. Gieser wird zu dem Termin erscheinen. Nähere Details kann ich berichten, wenn ihr schriftl. Befund bei mir angekommen ist.
Pica Syndrom ist die Bezeichnung für das abnormale Fressverhalten, Finn frisst ja alles was er bekommen kann- Lappen, Socken, Schuhe etc. Mehrfach war er deswegen schon sehr krank, bekam Infusionen etc. Auch der Leberschaden ist auf das Fremdkörperfressen zurück zu führen...
Leider gibt es im www kaum Infos über Pica bei Hunden ( pica pica= diebische Elster), bei Katzen schon eher. Kaum einer kennt diese Erkrankung, hat hier vielleicht jemand Erfahrungen? Auch Erfahrungswerte anderer in Sachen Epilepsie wären für mich hilfreich.
Der kleine Mann ist so lebensfroh, natürlich werde ich weiterhin alles dafür tun, ihm das Leben so gut es irgendgeht, angenehm zu gestalten. Ein bissl Austausch wäre sicher von Vorteil..
Liebe Grüße von Finni soll ich euch noch ausrichten
das tut mir sehr leid für Finni und auch für Dich.
Aber zum Vorteil hats, Du weißt jetzt was ist und kannst dagegen was tun. Wenn er erst mal medikamentös eingestellt ist, müsste das bestimmt besser werden.
Erfahrung mit Epilepsie habe ich nur am Rande. Vielleicht melden sich noch andere zu Wort. Du kannst auch mal im Wolfspitz Forum nachschauen. Ich weiß, dass es da Hundebesitzer gibt, die mit Epilepsie Erfahrung haben.
Ich bedaure es sehr, dass Finni so schwer krank ist, leider kann ich auch kein bisschen helfen. Möchte nur sagen , dass ich den Beitrag mit viel Interesse gelesen habe und auf die weitern Ergebnisse sehr gespannt bin, wer weiß wozu man dieses Wissen noch gebrauchen kann, unmögliches Fressverhalten kenne ich auch von Hunden aus dem Bekanntenkreis. Gute Besserung von uns!
Zu allererst: Es tut mir leid, dass ihr euch so viel Schlimmes anhören musstet. Menschen können so dumm sein! Ich hoffe, dass Finni durch die Medikamente ein "besseres Leben" bekommt.
Das es das Pica-Syndrom auch bei Hunden gibt (bzw. als solches diagnostiziert wird) habe ich nicht gewusst. Ich finde das Thema sehr interessant. Habe leider auch nur englischsprachige Texte finden können, die aber nicht sehr aussagekräftig sind. Ich suche aber weiter.
Mich würde interessieren, welche Untersuchungen gemacht worden sind, um andere Sachen auszuschließen. Bzw. wie die Diagnose "Pica" zu Stande kommt. Für gewöhnlich macht man bei "Allesfressern" ja erstmal ein Blutbild und überprüft die einzelnen Werte (Kalzium, Eisen, Zink usw.) Mangelerscheinungen sind ein oft gehörtes Argument von Tierärzten. Das es psychisch/neurologisch bedingt ist, gibt dem ganzen jedoch einen ganz anderen Stellenwert.
Interessant wäre jetzt auch, ob das Pica-syndrom die Leberschäden und somit die Epilepsie ausgelöst hat, oder ob das Pica-Syndrom ein Resultat der Epilepsie ist. Kann man das nachvollziehen?
Tut mir leid, wenn ich dich löcher, aber du weißt gerade (leider durch deine Erfahrung mit eurem Schatz) mehr als ich Wenn du nicht darüber reden magst, einfach Bescheid geben...
Zur Epilepsie kann ich die Seite "epilepsie-beim-hund.de" empfehlen. Ich finde die Informationen sehr verständlich und übersichtlich.
Edit: Ich habe mir jetzt gerade mal die "Geschichte" deines Sorgenkindes durchgelesen und glaube, dass dir die Texte über Katzen sehr viel weiterhelfen. Sie berichten fast ausschließlich von Katzen, die frühe traumatische Erlebnisse (in eurem Fall häufige Besitzerwechsel und eventuell zu frühe Trennung von der Mutter?) erfahren haben. Auch, dass Finn die Gegenstände "weichlutscht", passt sehr gut zu dem von Katzen geschilderten Verhalten (Ersatz-Nuckeln). Es ist unglaublich, was einem Hund in so kurzer Zeit alles widerfahren kann und wie viel Leid ein "paar versaute Wochen" (tschuldigung für das Wort) ein ganzes Hundeleben lang verursachen können.
Zuerst einmal- danke ihr lieben für euren Zuspruch, ich denke es wird sicherlich noch viele harte Momente geben, aber momentan überwiegt tatsächlich die Erleichterung darüber, Gewissheit zu haben, klar wäre mir am liebsten wenn Finn einfach gesund sein dürfte, aber wenigstens wissen wir jetzt, was er hat.
Dann werde ich jetzt einfach berichten, wie alles Zustande kam. Der erste Verdacht lautete damals EPI, exokrine Pankreasinsuffizienz. Es wurden Kotuntersuchungen durchgeführt mit negativen Ergebnis. Danach ging der TA zunächst davon aus, das es sich um ein Erziehungsproblem handeln würde. Im Laufe der Zeit fraß Finn aber immer absonderlichere Dinge, Plastik etc. Ein großes Blutbild wurde angefertigt, auch ein geriatrisches Profil wurde vorsichtshalber gemacht, denn auch wenn Finn noch jung ist, bedeutet das ja nicht, das nicht dennoch zb ein Bauchspeicheldrüsenproblem vorliegt. Hier wurde dann auch der mittelgradige Leberschaden festgestellt. Das das Fremdkörperfressen wahrscheinlich der Auslöser hierfür ist, erklärt sich damit, das zb ein Fremdkörper die Gallenblasenflüssigkeitsproduktion behindern kann.
Zusätzlich wurde Finn noch von Kopf bis Fuß geröntgt, auch Kontrastmittelröntgen (Mehrfachaufnahmen zeitverzögert, um zu kontrollieren, wie das KM den Magen Darmtrakt passiert) wurden gemacht. Das Barium blieb relativ lange im Magen, was auf eine Magenschleimhautentzündung deutet- ebenfalls eine Folge der Fremdkörperproblematik.
Schlußendlich wandte sich unser Doc dann an Fr. Gieser, da er das Problem eindeutig als pathologisch bezeichnet, er suchte schon länger bei Kollegen als auch in Fachlektüre nach Erkrankungen, die abnormales Fressverhalten auslösen, hatte aber im Laufe der Untersuchungen alle gängigen Erkrankungen ( EPI, Diabetes etc) bereits ausschliessen können. Durch Zufall stieß er im Internet auf das Pica Syndrom, aber offenbar ist dies entweder ziemlich selten oder- bei Hunden nicht sonderlich gut beschrieben.
Fr. Dr. Gieser bat mich dann, vor dem Termin einen irrsinnig langen Fragebogen auszufüllen, womit ich tatsächlich mehrere Stunden beschäftigt war. Darauf basierend und mit sämtl. bisherigen Untersuchungsergebnissen und Werten versorgt, erstellte sie noch weitere Fragen, die sie vor Ort mit mir durchging.
Aufgrunddessen, das schon sämtliche Blutwerte etc gecheckt worden waren, war die Diagnose Pica schnell untermauert. 2 Wochen zuvor war sie schicksalträchtigerweise auch gerade wieder zu einer Fortbildung zum Thema Pica und Epilepsie.
Zusammenhänge können bestehen zw. beiden Erkrankungen, allerdings ist wie sie sagte, die Wissenschaft bisher noch nicht so weit, sagen zu können, wo genau sich die Ursache befindet, die Symptome allerdings lassen sich derzeit schon behandeln.
Was ich ebenfalls ansprach, war das Pfoten kauen/ lutschen von Finn. Er hatte als er mit gerade mal 2000 Gramm seinerzeit bei mir abgegeben wurde bereits eine kahle, verhornte Stelle an der Hinterpfote. Finni hat die Angewohnheit, sich entweder nach Streß und Aufregung, oder aber wenn er schlicht müde ist, an seinen Pfoten zu lutschen und zu nagen. Auch dies wäre typisch bei Pica Hunden, die Fachbezeichnung hab ich vergessen, was mich aber weitaus mehr erschreckt, bestätigt und irre traurig machte, war ihre Aussage- dies komme insbesondere häufig vor bei Hunden, die extrem früh, nämlich mit ca 4 Wochen, bereits von der Mutter getrennt worden sind
Schon damals hatte ich den Verdacht, das Finn jünger als 10 Wochen ist, er hatte zwar schon Zähnchen aber mein Bauch sagte mir- nee, der kommt mir eher vor wie 6-8 Wochen alt. Diese Theorie würde wohl auch erklären, wie ein derart junger Hund schon durch so viele Hände gegangen sein kann. Meine Vermutung, das Finn irgendwo in Polen preisgünstig und vorallem aber- viel zu klein- erworben wurde und dann lästig war- wurde hierdurch auch nur noch bestärkt.
Die am Dienstag stattfindende neurologische Untersuchung findet statt, um evt weitere Auslöser- so zb ein Gehirntumor oä.- ggf ausschliessen zu können. Seine Reflexe usw, alles wird nochmal in aller Ruhe überprüft. Dies macht eine Ärztin, was Finni vermutlich entgegen kommt, er liebt es nicht sonderlich, "fremdbefummelt" zu werden und meinen Chef liebt er schon gleich gar nicht.
Wie ihr euch denken könnt, bin ich entsprechend nervös, was diesen Termin angeht, allerdings bin ich überzeugt davon, das Finn genügend gebeutelt ist und habe beschlossen- das es einfach keine weiteren negativen Ergebnisse zu geben hat... Ausserdem haben wir schon vor längerem beschlossen, das Finn "Patenhund" von Fellnasen in Not e.V. bleiben wird, die TA Kosten sind schlicht überwältigend.
Alles in allem werde ich alles was ich weiß beantworten und festhalten, da es wie ihr ja auch schon festgestellt habt, viel zu wenig Input zu Pica Hunden gibt. Fr. Gieser hatte auch direkt beschlossen, mich zur bächsten Vorlesung einzuladen, natürlich möchte ich jetzt alles was nur irgend geht, in Erfahrung bringen...
Uff, was für ein Roman
@Sanuye Keine Sorge, ich beantworte gerne alles, was ich kann dazu- zumal wer weiß schon, wozu das alles auch mal gut sein kann?!
Vielen vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Das hat mir nochmal geholfen zu verstehen, wie man diese Diagnose "abklopft".
Ich würde mich freuen, wenn du weiter von eurem Weg berichtest. Ich werde gerne von euren Erfolgen lesen und ich drücke euch ganz fest die , dass es jetzt in die richtige Richtung gehen kann.
Die neurologische Untersuchung heute war "fast" unauffällig, eine Verzögerung gab es, aber damit war zu rechnen.
Diagnosen: - Pica - komplex ( mit bewusstseinsstörungen) fokale epileptische Anfälle - akrale Leckdermatitis - Autokoprophagie - Kontroll- Komplex- Verhalten bei abhängiger Persönlichkeit
Finn sollte auf Phenobarbital (Antiepileptikum) eingestellt werden und wenn dies erfolgreich ist, zusätzlich noch auf Fluoxetin (Psychopharmakon) eingestellt werden.
Finn war sehr angespannt, nervös, beobachtete alles im Wartezimmer aufmerksam, durchaus auch mal nicht bellenderweise die anderen Hunde (die gerade Leckerchen bekamen, das war wohl das besondere daran )
Schon bald war er zum umfallen müde, aber welcher Hund kann schon in einem Wartezimmer gemütlich schlafen : Die Untersuchung, inkl. einer erneuten Blutentnahme lies er klaglos, aber gewaltig angespannt, über sich ergehen.
Besonders auffallend war die entspannte Atmosphäre, niemand bedrängte Finn und man nahm sich sehr viel Zeit und Ruhe für uns. Kurzweilig endstand dann der Verdacht auf einen Lebershunt, konnte untersucht und ausgeschlossen werden, glücklicherweise.
So, Finn schläft jetzt und erholt sich, ich überlege mal, ob ich mich direkt daneben fallen lasse
Das ist wirklich heftig, womit ihr da zu kämpfen habt. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie viel Kraft ihr Beide aufwenden müsst.
Ich wünsche Finni, dass er durch das Fluoxetin eine große Erleichterung erfährt und sein Körper und seine "kleine Seele" sich ein wenig erholen können.
Ich bewundere deine Stärke! Viele Menschen hätten wahrscheinlich schon aufgegeben ...
Dann wollen wir euch heute doch mal mit einer erfreulichen Nachricht beglücken.
Die Luminaletten, die Finni ja nun seit kurzem bekommt, zeigen bisher bei ihm keine der so gefürchteten Nebenwirkungen. Nachdem man mich vorgewarnt hat, so ca 10- 14Tage lang einen ziemlich "gedopten", müden und antriebsschwachen Hund zu haben, graulte ich mich ja schon ziemlich arg davor. Bisher ist er jedoch ganz der alte, fit, tobt wie immer und ich hoffe, das bleibt auch so Pünktlich morgens und Abends um jeweils 8Uhr erinnert mich das Handy an seine Tablette, es ist wichtig, das er alle 12 Std die Luminalette bekommt, damit der Wirkstoffpegel konstant bleibt.
Das mit dem gesteigerten Fressverhalten kann ich als Nebenwirkung nicht wirklich einschätzen, da Finn durch das Pica Syndrom da eh "anders" tickt.
So wie es ist, kann es meinetwegen in Punkto Nebenwirkungen gerne bleiben Liebe Grüße Von Finn und dem Chaosrudel
Hallo liebe Emmi, dankeschön dir und deinem Frauchen
Eine weitere "positive Nebenwirkung" gibt es scheinbar zu beobachten.
Heute beim morgigen Spaziergang hab ich es - zum ersten Mal seit Finn bei uns ist- doch tatsächlich geschafft, ihn aus einer Hundebegegnungs- Streßsituation heraus zu holen und seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
Zu Erklärung- Finn tickt völlig aus, wenn er andere Hunde sieht, kläfft und plustert sich auf bis er die vermeintliche Größe eines Löwen hat. Heute allerdings habe ich ihn insgesamt zweimal hintereinnander von einem anderen Hund ablenken können. Beim ersten Mal machte er kaum einen Mucks und hatte nur Augen für den Leckerliebeutel, beim 2. Hund kläffte er, war aber zügig abzulenken.
Vielleicht ist es Zufall, vielleicht aber hängt es ja auch mit den Luminaletten zusammen : Eigentlich wurde uns gesagt, das diese Entwicklung im Zuge des Psychopharmakons eintreffen könnte- die er ja noch nicht nehmen darf. Vielleicht war Finn ja auch nur besonders guter Stimmung, wir werden ja sehen, wie es weitergeht.
Auf jeden Fall hab ich heute gute Laune wie seit Monaten schon nicht mehr
Spi-No - Forum - Spitz-Nothilfe e.V. 
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26.03.2010 12:27
Antworten
Wenn du nicht darüber reden magst, einfach Bescheid geben... 
, dass es jetzt in die richtige Richtung gehen kann. 
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Pünktlich morgens und Abends um jeweils 8Uhr erinnert mich das Handy an seine Tablette, es ist wichtig, das er alle 12 Std die Luminalette bekommt, damit der Wirkstoffpegel konstant bleibt.
