Paar hält Hunde, Lamas, Katzen, Schafe und Geflügel unter katastrophalen Zuständen - Ordnungsamt schreitet ein von Tanja Rometta.
Haarbach. Es muss ein grausiges Bild gewesen sein, das sich den Beamten von Ordnungs- und Veterinäramt am Mittwochnachmittag in einem Vierseithof in Haarbach geboten hat: Mehr als 50 verwahrloste und unterernährte Tiere wurden dort aus einem Vierseithof befreit, wie die PNP gestern erfuhr. Sie hatten zwischen Schmutz und Unrat in katastrophalen Verhältnissen dahin vegetiert. »Das war einer der schlimmsten Fälle dieses Ausmaßes, die ich bisher gesehen habe«, bestätigt Ordnungsamts-Chefin Verena Schwarz. 13 Hunde, neun Schafe, sieben Katzen, fünf Schweine, sechs Enten, vier Gänse, drei Lamas, drei Ziegen, drei Hühner und eine Truthenne mussten Beamte von Ordnungs- und Veterinäramt in einer zweistündigen Aktion aus ihrer Lage befreien. Einige Tiere wurden tot und teils angefressen aufgefunden. »Die Räume waren so vermüllt, dass man sich nur durch kleine Trittgassen vorwärts bewegen konnte«, beschreibt Verena Schwarz das Szenario. »Die Hunde und Katzen waren in kleine, verdreckte Ställe eingesperrt - den Gestank kann sich keiner vorstellen. Die Schafe müssen zwei Jahre nicht mehr geschoren worden sein, das Fell war starr vor Dreck und total verfilzt. Katastrophal. « Die Tiere wurden von Tierärzten untersucht. Einige sind in einem kritischen Zustand. Der 50-jährigen Halterin war bereits 1999 behördlich verboten worden, Tiere zu halten - und das ihr Leben lang. »Doch an das Verbot hat sie sich nie gehalten«, sagt Verena Schwarz. Insgesamt fünfmal hat das Ordnungsamt bei der Frau bisher verwahrloste Tiere gefunden, und das in fünf verschiedenen Gebäuden. Mehrmals stand sie deswegen schon vor Gericht und wurde auch verurteilt. Auch ihr 58-jähriger Lebensgefährte, mit dem sie auf dem Hof lebt, wurde schon einmal wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz auffällig. Nachdem dem Ordnungsamt vor einiger Zeit abgemagerte Tiere auf einer Weide gemeldet worden waren, wurde das Veterinäramt eingeschaltet. Das Paar ließ die Beamten jedoch nicht ins Haus, zeigte lediglich elf ihrer Hunde vor. Doch deren Zustand war Argument genug: Mit einem Durchsuchungs- und Beschlagnahmungsbeschluss vom Amtsgericht kamen die Beamten am vergangenen Mittwoch wieder. Auch Beamte der Griesbacher Polizei waren als Vollzugshilfe vor Ort. Doch zum Einsatz kamen sie nicht: »Wir haben keinen der Besitzer angetroffen. Und gemeldet haben sie sich bisher auch nicht«, sagt Verena Schwarz. Durchschnittlich zwei Fälle dieser Art hat das Ordnungsamt pro Jahr. Die Beschlagnahmung der Tiere ist die letzte Konsequenz: »Man versucht vorher, mit den Besitzern zu sprechen und sie zu beraten. « Oft sei es falsch verstandene Tierliebe, weshalb Menschen derart grausam mit ihren Tieren umgehen: »Die Tiere tun ihnen leid, deshalb nehmen sie sie auf. Je mehr es werden, desto schneller wächst ihnen die Aufgabe über den Kopf - wenn dann noch die finanziellen Mittel fehlen, ist das Chaos vorprogrammiert. « Ob Vorsatz oder falsche Tierliebe: Gegen beide Tierquäler wurde bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet.