03.02.2007 Zucht und Ordnung Woran man einen seriösen Rassehunde-Züchter erkennt Die Labrador-Mama hat zehn Welpen und der Besitzer sagt, einen davon könne man sofort mitnehmen. Lediglich 500 Euro auf den Tisch des Hauses – und ab damit. Doch plötzlich meint Töchterchen Laura, sie hätte eigentlich viel lieber einen Dalmatiner. Auch kein Problem, meint der Mann, den könne er besorgen. Für 500 Euro! Irritiert?
Keine Frage, ein seriöser Züchter hat nie viele Rassen „im Angebot“. Er will wissen, wo der Hund hinkommt. Er hinterfragt, ob „seine“ Rasse überhaupt für den Hundeneuling geeignet ist. Und ist seinerseits irritiert, wenn gar keine Informationen über Zuchtlinie oder die Hundemama verlangt werden. „Ich sage, welchen Welpen die Interessenten kriegen, ich kenne seinen Charakter und weiß, zu wem er passt“, sagt Diplom-Biologin Claudia Wagner, die Boarder Collies züchtet und eine Hundeschule in Weilheim-Marnbach betreibt. In acht Jahren hatte ihre Hündin gerade mal drei Würfe – auch das ist ein Kriterium. „Wo auf Teufel komm raus vermehrt wird, was sich gut verkauft“, sollte man vorsichtig sein.
Das gilt auch dann, wenn man den Eindruck gewinnt, die Welpen sollten schnell weg. Denn keine Frage: Hundezucht ist extrem aufwändig. Im Idealfall hat die Hündin ihre Wurfbox im Haus, wo die Kleinen von Anfang an Kontakt zu Menschen, zur Mutter und den Geschwistern haben. Umsicht ist gefragt, bei ersten Würfen und einer Hündin, die stark auf ihren Menschen geprägt ist. „Da kommt es vor, dass die Hündin vor allem dem Menschen gefallen will, und die Welpen vernachlässigt“, weiß Frank Rauch, Hundeausbilder aus Augsburg.
Vier Wochen Urlaub für den Welpen
Die Balance von Ruhe und Zuwendung muss gefunden werden – und dann kommt die entscheidende Sozialisierungsphase. „Ab drei Wochen ist das Fenster offen, etwa bis in die 12. bis 16. Woche. Was ein Welpe dann nicht gelernt und erlebt hat, macht ihm später Angst“, weiß Claudia Wagner. Geht man davon aus, dass man einen Welpen mit 8-10 Wochen bekommt, war zwar der umsichtige Züchter gefragt, aber man selbst hat dann „ein Kleinkind“ daheim. „Zwei Wochen Urlaub, wenn der Welpe kommt, ist das Minimum“, sagt Rauch, „besser wären vier Wochen.“ In dieser Zeit baut sich der Kontakt auf.
Ein guter Züchter begleitet seine Käufer auch, steht mit Tipps zur Verfügung – oft ein ganzes Hundeleben lang. Und wo findet man einen seriösen Züchter? Sicher über den Verband für das deutsche Hundewesen (VDH). Wer dort Mitglied ist, muss eine Züchterprüfung ablegen. Und das ist gut so. Denn getreu dem Motto, dass der eigene Hund stets der schönste ist, fühlen sich viele Laien zum Züchter berufen. Doch dafür sollte man sich auch mit Genetik auskennen. Denn häufig kann falsche Zuchtwahl eine Krankheit mit sich bringen, die sich im Tier – weil es nur Erbgut-Träger ist – nie zeigt, aber beim Nachwuchs zu Tage tritt.
Es gibt sicher nette, gesunde Rassehunde aus Hobbyzucht, aber sowohl Rauch als auch Wagner haben in der Ausbildung die Erfahrung gemacht, dass Problemfälle öfter auftreten, wo spontan aus Hobbyzuchten gekauft wurde. Weniger wegen der fehlenden Papiere als wegen fehlender Information. Wenn beispielsweise „In“-Rassen wie Jack Russel angeschafft werden. „Jack Russel sind gezüchtet zur Fuchsjagd. Und man muss verdammt viel Energie aufbringen, damit sie sich unterordnen“, sagt Rauch. Auch Claudia Wagner hat mit dem Boarder Collie eine „In“-Rasse: „Leider“, sagt sie, „denn Boarders sind anspruchsvolle Hunde, die Aufgaben mit dem Kopf lösen müssen. Reines Spaziergehen reicht ihnen nicht. Oft sind die Leute dann verzweifelt, weil sie nicht wissen, was der Hund eigentlich will.“
Gesünder durch Turniersport
„Es gibt zwei Arten von Züchtern“, verrät Frank Rauch: „Solche, die auf Schönheit züchten. Und Züchter, die auch im Hundesport präsent sind. Es ist sicher nicht falsch, mal zu schauen, ob die Hündin im Turniersport oder beim Agility dabei ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Tier gesünder ist, ist höher.“ Was immer hilft ist: Fragen, fragen, fragen! Nach dem Woher der Hundes. Danach, warum der Züchter gerade diese Rasse liebt. Nach Krankheiten, die bei bestimmten Rassen häufiger auftreten. Man beäuge die Haltungsbedingungen und wie die Hunde mit Menschen und Artgenossen umgehen. Dann steht einer langen Tier-Liebe nichts mehr im Wege... Quelle
[quote="Silvia"]03.02.2007 Und wo findet man einen seriösen Züchter? Sicher über den Verband für das deutsche Hundewesen (VDH). Wer dort Mitglied ist, muss eine Züchterprüfung ablegen.[/quote]