Erschütternder Fall von Tierquälerei aufgeflogen - In einem Tier-Hotel lebten 48 Hunde und eine ungeklärte Anzahl an Katzen unter schrecklichen Bedingungen. Im Pferdestall reichte der Dreck bis über die Hufe. Den Besitzern wurden die Tiere entzogen
Die Hunde waren in kleine Zimmer gepfercht und standen in einer Suppe aus Kot, Urin und Futter Selbst hart gesottene Gemüter rannten Wut entbrannt aus dem Hotel. Den Anblick konnten sie nicht ertragen. Über das gesamte Anwesen hallte verzweifeltes Hundegebell. Ein kaum zu ertragender Gestank machte sich vor dem Gebäude breit. In Feichtenbach bei Pernitz, Bezirk Wr. Neustadt, flog am Donnerstag Nachmittag ein schier unfassbarer Fall von Tierquälerei auf. Im ehemaligen ÖGB-Heim, einem fünfstöckigen Moloch mit Dutzenden Zimmern, fristeten 48 Hunde und eine bislang ungeklärte Anzahl an Katzen ein grauenvolles Dasein.
Grauenvolle Zustände
Der KURIER begleitete exklusiv zwei Veterinärmediziner des Landes, Polizeibeamte, Tierschützer und geschockte Gemeindevertreter bei ihrer Visite . „Das ist derart herzlos“, schmetterte ein Tierarzt der Besitzerin entgegen. Die Hunde in kleine Hotelzimmer gepfercht, hatten zum Teil kein Wasser und standen in einer Suppe aus Kot, Urin, Futter und Federn aus zerrissenen Decken. Ein ähnliches Bild bot auch der Pferdestall. Den zehn Tieren reichte der Dreck bis weit über die Hufe. Die Tore des Stalls ließen sich nicht öffnen. Das Hotel soll im Besitz einer Wiener Immobilien-Gesellschaft und eines weiteren, dem KURIER ebenfalls namentlich bekannten Eigentümers sein. Gemietet wurde es von einer Familie, die aus dem verfallenen Gebäude ein Trainings- und Seminarzentrum für Tiere und ihre Besitzer machen wollte.
Tiere entzogen
Die Behördenorgane waren bereits am Mittwoch vor Ort und erteilten den Mietern unverzüglich Auflagen – die tags darauf noch immer unerfüllt waren. Es wurden lediglich die einzelnen Zimmer getauscht, was eine Bestandsaufnahme der Tiere erschwerte. „Die Behörde wird alle Möglichkeiten des Strafrechts auf das Allerschärfste ausnützen“, sagt Wr. Neustadts Bezirkshauptmann Philipp Enzinger. Die Tiere wurden den Besitzern mit sofortiger Wirkung entzogen. „Laut unserem derzeitigen Wissensstand stammen die Tiere aus Oberösterreich“, so Enzinger. Auch dort soll die Familie herrenlose Tiere wahllos aufgenommen haben. Die Unterkunft steht jedoch kurz vor einer Versteigerung, weshalb die Tiere nach Feichtenbach verfrachtet wurden.
Hilfsaktion angelaufen
Die Hilfsaktion für die verwahrlosten, aber nicht unterernährten Vierbeiner läuft auf Hochtouren. Die Bezirksbehörde sowie die Tierombudsfrau des Landes hatten am Donnerstag in den Abendstunden bereits 35 zugesicherte Plätze organisiert. „Wir ersuchen die Bevölkerung um Unterstützung. Wer Platz hat, kann sich im Tierheim Wiener Neustadt telefonisch melden“, appelliert Enzinger an Tierfreunde. Die Pferde werden vor Ort betreut. Die Behörde hat bereits eine Strafanzeige eingebracht. Es wird laut Enzinger derzeit geprüft, ob gegen die Familie ein Tierhalteverbot erwirkt werden kann. Warum die Tiere unter solchen Bedingungen gehalten wurden, ist nicht bekannt. Die Tiermediziner vermuten, dass die Familie heillos überfordert war.