Angsthase statt Wachhund Immer mehr ängstliche Hunde Wie beim Menschen liegen die Ursachen für Neurosen auch bei Hunden meist in der Kindheit.
Wien - Sie bewegen sich in geduckter Körperhaltung, klemmen den Schwanz zwischen den Hinterläufen ein und fiepsen, wenn "Gefahr" droht: In Österreich gebe es sehr viele ängstliche Hunde - "mit steigender Tendenz", wie Tier-Expertin Marianne Prutsch erklärt. Dies sei gefährlich, denn furchtsame Vierbeiner seien häufig auch aggressiv, weil sie von ihren Haltern nicht verstanden werden. In der Kindheit Oft seien es Geräusche, wie Autolärm, vor denen die Tiere erschrecken. Die Ursachen dafür liegen auch beim besten Freund des Menschen häufig in der Kindheit. "Wenn ein Hund während der Welpenzeit nicht die Möglichkeit hatte, andere Rassen oder verschiedenste Geräusche kennen zu lernen, tut er sich damit schwer", erklärte Prutsch. Auch körperliche Leiden könnten aus einem aufmerksamen Wachhund einen Angsthasen machen.
Ängstliches Verhalten könne zudem angeboren sein: Einige Hunderassen seien von Natur aus sensibler und schreckhafter, als andere, so die Tier-Expertin. Border-Collies seien beispielsweise mit ihrem extrem feinen Gehör von dem permanenten Lärm in einer Stadt gestresst. Auch andere Arbeitshunde - wie etwa belgische Schäfer - oder Dalmatiner und Dobermänner zählen zu den nervöseren Rassen. Nerven wie Drahtseile hätten dagegen irische Wolfshunde: "Die haben ein cooles Gemüt", meinte Prutsch. Ignorieren "Viele Besitzer wissen gar nicht, dass ihr Hund ängstlich ist", meinte die Expertin. Und wenn, dann werde mit dem Problem oft falsch umgegangen. Wenn sich ein Hund etwa vor einem Regenschirm oder einem anderen Gegenstand fürchtet, solle man das ignorieren. Wer darauf eingeht bestätigt den Vierbeiner in seiner Angst, so die Tier-Expertin. Lässt sich eine "Phobie" damit nicht in den Griff bekommen, könnten Therapien wieder Mut machen. Bei Workshops im Südburgenland wird etwa mit Hunden trainiert, die Furcht vor Artgenossen anderer Rassen oder bestimmten Fellfarben haben. Diese Angst werde mit einer schrittweisen Annäherung und darauf folgender Belohnung ausgemerzt, erklärte Prutsch.
Auch Haltern von dauer-gestressten Familienhunden geben Verhaltenstherapeutinnen bei den Wochenend-Kursen Tipps: Ein solcher Hund müsse "erst einmal von seinem hohen Adrenalinspiegel herunterkommen", erklärte Prutsch. Dafür solle das Tier beispielsweise drei Viertel des Tages schlafen können - ohne etwa von Kindern, die spielen wollen, gestört zu werden. "Die Leute nehmen sich zu wenig Zeit für Hunde", kritisierte die Expertin. Mit Kommandos wie "Sitz und Platz" ließen sich Angststörungen eben nicht beheben. Oft bedeute es wochenlange Arbeit, einem Tier seine Furcht zu nehmen.