Auch Hunde ahmen das Verhalten ihrer Artgenossen nach - wenn es ihnen sinnvoll erscheint. Bisher galt die Fähigkeit, die Absichten und Ziele von anderen zu verstehen, als Merkmal allein der menschlichen Intelligenz.
Verhaltensforscher in Wien und Budapest leiten nun aus einer Studie mit Hunden ab, dass auch des Menschen bester Freund über dieses Gespür verfügt - mehr noch als Menschenaffen. Bei der Untersuchung, die Friederike Range von der Universität Wien und Kollegen im US-Journal "Current Biology" vom Freitag vorstellen, geht es um das Phänomen des "selektiven Imitierens". Demnach ahmen Hunde ebenso wie Kinder nicht einfach nach, was sie sehen. Vielmehr wählen sie unter dem Beobachteten aus, was für sie Sinn macht, und imitieren nur diesen Teil einer Aktion.
In der Studie wurde eine Hündin trainiert, mit ihrer Pfote an einem Stäbchen zu ziehen, um so an einen Futterbehälter zu kommen. Instinktiv benutze ein Hund für diese Aktion sein Maul, erläutert das Team um Range. Um den natürlichen Drang zu unterdrücken, gaben die Forscher der Hündin zunächst einen Ball ins Maul. Die anderen Hunde beobachteten ihr Vorgehen und ahmten selektiv nach, was ihnen unter ihren eigenen Umständen als angebracht erschien.
Sie benutzten ihr Maul und nicht, wie die Vorzeige-Hündin, die Pfote, um ans Futter zu kommen. Erst, als die Forscher der Hündin den Ball aus dem Maul nahmen, ahmten die anderen Tiere den kompletten Vorgang nach und benutzten ebenfalls die Pfote, um den Behälter zu öffnen.
Die Wissenschaftler folgern daraus, dass die Hunde, irritiert durch den Ball, zunächst den einfacheren Weg zum Futter wählten. Dass die Hündin dann auch ohne Ball im Maul ihre Pfote benutzte, "überzeugte" sie schließlich davon, dass es einen echten Grund für dieses Vorgehen geben müsse.
Die Tiere ahmten das Verhalten komplett nach, das heißt, sie öffneten den Behälter entgegen ihrem Drang ebenfalls mit einer Pfote. Dagegen ließen sich Schimpansen, die zu den engsten Verwandten des Menschen gehören, in ähnlichen Versuchen nicht davon abbringen, generell den einfachsten Weg zum Futter zu wählen, schreiben die Forscher in "Current Biology".