Wieder verteilt ein Unbekannter präparierte Köder zwischen Rheinbach und Wormersdorf - Tierärzte sehen Parallelen zu den Vergiftungsfällen im März - Hundehalter erstatten Anzeige gegen Unbekannt
Von Miriam Jankowski
Rheinbach. Rheinbachs Hundehalter sind alarmiert: Mindestens zehn Tiere sind am Dienstag und am Montag offenbar vergiftet worden. Zwei Hunde sind am Dienstag verendet. Nach Angaben der behandelnden Tierärzte hatten alle Gift-Köder gefressen.
Parallelen zu einem Fall im Frühjahr drängen sich auf. Wie im März wurden mehrere in Wurststücken und Frikadellen versteckte Köder gefunden, diesmal an einem Feldweg zwischen Rheinbach und Wormersdorf sowie in der Nähe eines Bachlaufs bei Klein-Altendorf. Die Stadt Rheinbach geht davon aus, dass es sich erneut um Pestizide handelt.
Erste Anlaufstelle der betroffenen Hundehalter waren die Tierärzte. So behandelte allein Kurt Richert am Montagabend in seiner Praxis binnen einer Stunde vier vergiftete Hunde. Zwei weitere kamen am Dienstag hinzu. Alle Tiere zeigten dieselben Symptome: Sie wurden von starken Krämpfen geschüttelt und hatten stark erweiterte Pupillen. Ihnen musste der Magen ausgepumpt werden.
Der Zustand der am Montag behandelten Tiere sei stabil, so Richert. Zwei von ihnen konnten am Dienstag wieder von ihren Besitzern abgeholt werden. Offen ist noch, wie die Genesung der am Dienstag eingelieferten Hunde verlaufen wird. Eines der vier Tiere, die Georg Kovermann in seiner Praxis betreute, hat die schweren Vergiftungen nicht überlebt.
Der Mischling verendete qualvoll unter starken Krämpfen. Der Zustand der anderen drei Patienten ist relativ gut. Eine mögliche Heilung der Tiere sei immer abhängig von der Größe und dem Gewicht des Hundes und der Menge des aufgenommen Giftes, erklärt der Tierarzt.
Bereits im März waren mehrere vergiftete Köder an einem Wirtschaftsweg zwischen Rheinbach und Wormersdorf gefunden worden. Der Hund von Landwirt Dietmar Mauel fraß damals davon, und auch am Dienstag nahm er beim Spaziergang in Klein-Altendorf nahe der Obstversuchsanlage der Universität Bonn einen Köder auf.
Mauel kehrte nach dem Tierarztbesuch dorthin zurück und fand prompt zehn weitere präparierte Fleischstücke. Zu schaffen macht ihm, dass sein Hund an Folgeschäden leiden wird, auch wenn er überleben wird. Er wusste von einem weiteren Tier, das in einer Bonner Tierklinik inzwischen verendet war.
Die beiden Veterinäre haben als mögliches Gift einen Nachfolger des Mittels E 605 ausgemacht: Ein blau eingefärbtes Präparat, das früher in der Landwirtschaft verwendet wurde. Auch bei den Vergiftungsfällen im März hatten mindestens acht Tiere dieses Gift gefressen, auch damals war es in Fleischködern versteckt. Die Symptome bei den Tieren seien diesmal jedoch weitaus schlimmer als im Frühjahr, so Richert.
Vier der Hundehalter haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet, teilte Daniela Lindemann, Pressesprecherin der Bonner Polizei, am Dienstag auf Anfrage mit. Das Kriminalkommissariat 11 ermittelt nun in Kooperation mit dem Ordnungsamt der Stadt Rheinbach. Der betroffene Feldabschnitt werde auf restliche Köder und Spuren durchsucht, so Lindemann. Warntafeln wurden aufgestellt.
Parallelen zu den Hundevergiftungen bei denen alle drei Tiere in der vergangenen Woche in Bornheim-Dersdorf verendeten, können laut Polizeisprecherin noch nicht gezogen werden. "Das Kriminalkommissariat untersucht in alle Richtungen."
Die Stadt Rheinbach rät unterdessen allen Hundehaltern zur besonderen Vorsicht. Auch Eltern werden gewarnt, ihre Kinder unbeaufsichtigt zwischen Rheinbach und Wormersdorf spielen zu lassen. Das verwendete Gift ist bereits bei Hautkontakt gefährlich.
Zeugen werden gebeten sich unter der Rufnummer ( 02 28 ) 15 0 beim Kriminalkommissariat 11 zu melden.